
Die erste Begegnung
Es ist der Tag des Nach Hause-Kommens. Die Geburt liegt hinter uns und wir freuen uns auf alles, was kommt. Mit unserem Sohn im Maxicosi stehen wir vor unserer Wohnungstür, gespannt auf diesen einen, ganz besonderen, Moment, den wir kaum erwarten können. Jede Sekunde würden er und Milow sich zum allerersten Mal begegnen. Eine so wichtige Begegnung, der mein Mann und ich schon lange entgegenfiebern. Schließlich wünschen wir uns nichts mehr, als dass die beiden sich auf Anhieb gut verstehen und zu einem unschlagbaren Team werden. Dass Milow unseren Sohn als vollwertiges Familienmitglied bedingungslos annimmt und ebenso in sein Herz schließt.
Für uns war relativ schnell klar, wie wir das erste Aufeinandertreffen der beiden begünstigen können. Hierfür gab es unserer Meinung nach nur einen logischen Weg: Milow unser vollstes Vertrauen schenken.
Also haben wir die Wohnungstür aufgeschlossen, das Maxicosi mittig in den Flur gestellt und uns ganz bewusst von unserem Sohn distanziert. Unserem Labmaraner haben wir damit den Weg zu ihm freigemacht. Mit großer Hoffnung und Zuversicht, aber auch mit ein wenig Respekt, haben wir Milow dabei zugeschaut, wie er auf unseren Sohn zugeht. Und entgegen all unserer Vorstellungen tat er dies auf Samtpfoten. Wie ein Panther schlich er auf das Maxicosi zu, schnupperte am Kopf unseres Sohnes und begann sein Gesicht abzulecken. Er war so unglaublich vorsichtig mit ihm, wie wir es so überhaupt nicht von ihm gewohnt waren. Das Eis war gebrochen, unsere Freude war riesig und sämtliche Bedenken zerplatzten wie kleine Seifenblasen.
Nach dieser Begegnung lud ich auf Instagram in einer Story ein Video hoch, auf dem unser Ankommen zu sehen war. Aus meiner Perspektive sah man Milow, wie er uns im Wohnungsflur empfing und am Maxicosi ganz vorsichtig schnupperte. Das war kurz bevor wir unseren Sohn darin im Flur absetzten. Auf dieses Video folgten viele verschiedene Reaktionen. Einige Leute fanden unser Handeln gut und waren von Milows Verhalten begeistert, andere wiederum stellten unser Tun in Frage und äußerten ihre Bedenken und Ängste. Schließlich konnten wir nicht wissen, wie Milow auf unseren Sohn reagieren würde und es hätte auch anders ausgehen können. Und ja, es stimmt: Wir konnten im Vorfeld wirklich nicht wissen, wie das Verhalten unseres Labmaraners aussehen würde. Aber wir vertrauten ihm in diesem Moment einfach blind und wollten ihm dies auch suggerieren. Ihm zeigen, dass unser Sohn von nun an dazu gehört, zu uns und zu seinem Rudel, auf das er Acht geben muss. Und unser Vertrauen in unseren Hund wurde belohnt.
Der Alltag
Immer wieder werden wir gefragt, wie sich die beiden denn im Alltag miteinander arrangieren. Wie Milow sich im Umgang mit unserem Sohn macht und ob alles gutgeht. Tatsächlich ist es so, wie wir es uns immer vorgestellt und gewünscht haben: Die beiden akzeptieren und tolerieren sich nicht nur, sie liegen auch nebeneinander auf der Couch, suchen die Nähe zueinander und lassen sich aber auch in Ruhe, wenn jeder Zeit für sich braucht. Sie sind ein Herz und eine Seele. Wenn unser Sohn mal lauter wird, zieht sich Milow auf seine Decke zurück. Wenn ich den Kinderwagen startklar mache, weiß unser Labmaraner, dass es gemeinsam rausgeht. Und wenn Gäste kommen, besteht Milow zwar weiterhin auf seine Aufmerksamkeit, ist aber bereit, sich diese mit unserem Sohn zu teilen.
Seit unser Baby auf der Welt ist, hat sich auch unser Hund verändert. Er wirkt ruhiger, entspannter und ist anhänglicher geworden. Das fällt nicht nur uns sondern auch unserem Umfeld auf, den Menschen, die uns zuhause besuchen kommen. Des Öfteren haben mir zuletzt vertraute Personen gesagt, dass Milow eine wahnsinnige Entwicklung durchgemacht hat und sie ihn dafür so schätzen. Und ja, sie haben Recht: Mit seinen knapp drei Jahren ist unser Labmaraner zu einem ganz wunderbaren Familienhund geworden, auf den in sämtlichen Situationen Verlass ist, der uns zu jeder Zeit beschützt und bereit ist, auch mal zurückzustecken.
Und obwohl ich mehr denn je Zeit mit Milow verbringe, da ich ja aktuell tagsüber zuhause bin und somit für ihn da sein kann, plagt mich zugegebenermaßen öfters das schlechte Gewissen, ihm nicht genug sein zu können. Ich habe Angst, dass sich unser Labmaraner durch die neue Situation benachteiligt oder weniger geliebt fühlen könnte. Aber das ist natürlich absoluter Quatsch. Denn ich habe nun viel mehr Zeit, mich ihm zu widmen. Unsere Spaziergänge fallen viel länger aus, auf ihnen beschäftige ich mich viel bewusster mit ihm und versuche Milow so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie es eben nur geht.
Wenn unser Sohn schläft, suche ich die Nähe zu Milow, kuschele mit ihm und trainiere, wenn es die Zeit zulässt. Denn unser Labmaraner ist mir nicht auf einmal weniger wert, nur weil wir ein neues Familienmitglied haben. Im Gegenteil: Mir wird durch sein großartiges Verhalten noch einmal mehr bewusst, was für ein Glück wir eigentlich mit ihm als Hund in der Konstellation mit einem Baby haben.
Ich bin ihm einfach so unendlich dankbar dafür, dass er so ist wie er ist, dass er einen so wunderbaren Charakter hat und dass er es uns so leicht macht, ihm im Umgang mit unserem Sohn blind vertrauen zu können. Und diese Dankbarkeit, glaube ich, verspürt auch Milow und wirkt, vielleicht nicht zuletzt dadurch, viel ausgeglichener als vorher.
Super toll geschrieben und alles mehr als richtig gemacht. Kind und Hund als Partner die zusammen groß werden – es gibt nichts besseres. Weiter so 👍